Health workforce across European Countries
manifesto for a european health union

Lebenserwartung in Pflege in den Ländern

Life expectancy with long-term care in the German “Länder”

Die Lebenserwartung in Pflege, d. h. die Zeit, die ein Mensch ab seiner Geburt voraussichtlich pflegebedürftig sein wird, zeigt in Deutschland regional starke Unterschiede. Diese sind jedoch nicht unbedingt auf die Bevölkerungsstruktur zurückzuführen, sondern vielmehr auf unterschiedliche Pflegequoten. Dies zeigt sich auch an der Entwicklung, die auf eine weitere Divergenz der Lebenserwartung in Pflege schließen lässt. Life expectancy at birth with long-term care varies substantially among German regions. Most likely the different regional long-term care ratios and not the structure of population cause these discrepancies. The result goes also along with the utilization and development of long-term care in the “Länder”, which predicts further divergence in life expectancy with long-term care.

Lebenserwartung nach Ländern

Obwohl die Lebenserwartung prinzipiell ansteigt, sind und waren die Unterschiede zwischen den Bundesländern groß. In Deutschland unterscheidet sich die statistische Lebenserwartung für eine Frau von einem Bundesland zum anderen im Jahre 2009 um mehr als zwei Jahre. Für einen Mann sind dies sogar 3,5 Jahre. Von einer Konvergenz ist momentan nicht auszugehen (vgl. hierzu auch die Indikatoren).

Lebenserwartung in Pflege

Noch größer sind die Unterschiede in der Lebenserwartung in Pflege. Im Bundesdurchschnitt hat eine Frau ab Geburt 3,4 Jahre und ein Mann 1,9 Jahre seines Lebens in Pflege zu erwarten. Die Differenz zwischen dem kleinsten Wert (Frauen in Baden-Württemberg 3,0, Männer in Rheinland-Pfalz 1,6 Jahre) und dem größten Wert (Mecklenburg-Vorpommern 4,3 bzw. 2,4 Jahre) beträgt bei Frauen 1,3 Jahre. Bei Männern liegt diese Spanne bei 0,8 Jahren.

Abb. 1: Abweichungen der Lebenserwartung in Pflege zum Benchmark, 1999 – 2009

Abweichungen der Lebenserwartung in Pflege zum Benchmark, 1999 – 2009

Der Variationskoeffizient über die Länder, als die Standardabweichung im Verhältnis zum Mittelwert, beträgt für beide Geschlechter fast 12 %. Das wirft die Frage auf, worin diese großen Unterschiede in der Lebenserwartung in Pflege begründet sind.

Abb. 2: Variationskoeffizient der Länder

Variationskoeffizient der Länder

Nationale Pflegequoten als Benchmark

Für die Berechnung der Lebenserwartung in Pflege wird die Pflegequote mit den zu erwartenden Lebensjahren verschiedener Altersgruppen in Beziehung gesetzt. Nimmt man anstelle der bundeslandspezifischen Pflegequoten die durchschnittlichen Pflegequoten an, erhält man einen Benchmark, der die durchschnittlich zu erwartende Lebenserwartung in Pflege in diesem Bundesland angibt.

Beispielsweise haben Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg bei Männern eine geringe durchschnittliche Pflegeerwartung, Mecklenburg-Vorpommern hingegen eine hohe. Gemessen an der bundesdurchschnittlichen Pflegestruktur wäre in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg eine längere Zeit in Pflege zu erwarten, in Mecklenburg-Vorpommern hingegen eine geringere. Die Unterschiede sind Abb. 1 zu entnehmen. Demnach wird in Mecklenburg-Vorpommern bei der gegebenen Bevölkerungsstruktur die Zeit in Pflege um über 40 % überschritten.

Divergenz oder Konvergenz

Auffällig ist nicht nur die hohe Variation der Lebenserwartung in Pflege, sondern auch ihre Entwicklung. Die tatsächliche Variation der Lebenserwartung in Pflege steigt im Beobachtungszeitraum zwischen den Bundesländern an. Diese Entwicklung lässt sich allerdings nicht im Benchmark beobachten, wo sogar von Konvergenz gesprochen werden könnte (vgl. Abb. 2). Folglich muss die Pflegequote die Divergenz der Länder bewirken.

Methodische Anmerkungen

Sowohl die Lebenserwartung als auch die Pflegeerwartung wurden nach Sullivan in 5-Jahres- Kohorten berechnet, wobei für Ersteres die 0- bis 1-jährigen getrennt vorlagen. Alle Daten entstammen der öffentlich zugänglichen Genesis-Datenbank des Statistischen Bundesamtes bzw. der Gesundheitsberichterstattung.

Fazit

Die vorliegenden Ergebnisse lassen vermuten, dass die Lebensqualität in einigen Ländern besser als in anderen ist. Ein augenscheinlich schlechtes Abschneiden im Vergleich zum Benchmark kann aber auch bedeuten, dass in diesem Land die Pflegebedürftigen länger als in anderen Ländern leben. Im Hinblick auf die nationale Koordinierung der Pflegeversorgung sind regionale Ungleichgewichte zu hinterfragen. Unterschieden in der Pflegequalität und im Zugang zur Pflege ist entgegen zu wirken. Die divergierende Entwicklung der Lebenserwartung in Pflege in den Regionen bedarf deshalb weiterer Analysen.

Referenz

Barmer GEK (2011, 2009), Pflegereport 2011 und Pflegereport 2009, Wuppertal, Schwäbisch Gmünd.

Statistisches Bundesamt (2011), Pflegestatistik 2009, Pflege im Rahmen der Pflegeversicherung. Deutschlandergebnisse, Wiesbaden.


Autoren
Thomas Krauss, Markus Schneider

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