BASYS Logo  

16. Jahrgang

Deutsche Ausgabe

Mai 2001

  Inhalt:

Mehr Krankenhausbetten und mehr Krankenhausfälle führen nicht unbedingt zu höheren Kosten
BASYS Schlaglichter
BASNET-Experteneinsätze im Rahmen des weltweiten Framework-Vertrages mit der EU

Mehr Krankenhausbetten und mehr Krankenhausfälle führen nicht unbedingt zu höheren Kosten

Eine größere Zahl an Krankenhausfällen und Krankenhausbetten muss nicht zwangsläufig mit mehr Krankenhauspersonal und damit höheren Kosten verbunden sein. Dies ist u.a. das Ergebnis eines Gutachtens, das BASYS gemeinsam mit I+G Gesundheitsforschung (München) im Auftrag der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen und der Ärztekammern Nordrhein und Westfalen-Lippe zur Unterstützung der Krankenhausplanung in Nordrhein-Westfalen durchgeführt hat.

In Nordrhein-Westfalen fällt sowohl die Krankenhaushäufigkeit als auch die Bettendichte im Vergleich zum Durchschnitt der anderen alten Bundesländern höher aus. Die höhere Behandlungshäufigkeit in Nordrhein-Westfalen ist jedoch nicht mit einer entsprechenden Personalbesetzung in den Krankenhäusern verknüpft. Vielmehr ist dort im Vergleich zu den anderen alten Bundesländern bzw. zum Bundesdurchschnitt weniger Personal in den Krankenhäusern tätig. Dies spiegelt sich in unterschiedlichen Personalkennziffern wider. So war 1998 in Nordrhein-Westfalen das Personal (Vollkräfte) je 1.000 Fälle mit 51,3 um 7,2% niedriger als der entsprechende Vergleichswert in den alten Bundesländern (55,3). Bezieht man das Personal in den Krankenhäusern jeweils auf 1.000 Pflegetage, unterschreitet der für Nordrhein-Westfalen ermittelte Wert (4,65) ebenfalls den Vergleichswert der alten Bundesländer (5,19). Hier spielt jedoch die im Vergleich zu den anderen Bundesländern etwas längere Verweildauer eine Rolle. Auch die dritte Personalkennziffer ist im Vergleich zum Durchschnitt der anderen Bundesländer bzw. dem Bundesdurchschnitt niedriger. Je Bett stehen in Nordrhein-Westfalen 1,38 Vollkräfte zur Verfügung. In den alten Bundesländern (ohne Nordrhein-Westfalen) bzw. der Bundesrepublik Deutschland ist dieser Wert mit 1,55 bzw. 1,49 höher.

Die nachfolgende Tabelle enthält einen Vergleich der Kosten zwischen Nordrhein-Westfalen und dem Durchschnitt der anderen alten Bundesländer.

Tabelle 1: Kosten der der Krankenhäuser 1998
Kosten

Nordrhein-Westfalen

alte Bundesländer ohne Nordrhein-Westfalen

Deutschland insgesamt

in Mio. DM

Personalkosten

15.403,7

41.583,7

66.385,6

Sachkosten

7.361,2

19.544,5

32.385,4

Bereinigte Kosten

22.220,9

60.132,8

97.067,2

in DM je Fall

Personalkosten

4.140,2

4.380,5

4.161,6

Sachkosten

1.978,6

2.058,9

2.030,2

Bereinigte Kosten

5.972,6

6.334,5

6.084,9

in DM je Pflegetag

Personalkosten

374,9

411,0

388,4

Sachkosten

179,2

193,2

189,5

Bereinigte Kosten

540,9

594,3

568,0

in DM je Einwohner

Personalkosten

857,0

853,6

809,0

Sachkosten

409,5

401,2

394,7

Bereinigte Kosten

1.236,2

1.234,4

1.182,9

Quelle: Statistisches Bundesamt: Fachserie 12, Reihe 6.3 Kostennachweis der Krankenhäuser

Neben den Personalkosten sind darin auch die Sachkosten sowie die bereinigten Kosten aufgeführt. Dabei sind die bereinigten Kosten definiert als die pflegesatzfähigen Kosten für die allgemeinen Krankenhausleistungen. Sie ergeben sich rechnerisch aus der Differenz zwischen den Netto-Gesamtkosten (Summe der Kosten der Krankenhäuser zuzüglich der Kosten der Ausbildungsstätten) und den Abzügen (z.B. für vor- und nachstationäre Behandlung und für Wahlleistungen).

Die geringere Personalausstattung in den Krankenhäusern Nordrhein-Westfalens schlägt sich auch in den Kosten der Krankenhäuser nieder. So fallen die Personalkosten analog zu den Beschäftigten in Nordrhein-Westfalen sowohl fallbezogen als auch pflegetagbezogen unterdurchschnittlich aus. Gleiches gilt für die Sachkosten. Dementsprechend werden die Vergleichswerte aus den alten Bundesländern (ohne Nordrhein-Westfalen) bei den bereinigten Kosten je Fall um 5,7% und bei den bereinigten Kosten je Pflegetag um 9,0% unterschritten.

Als Fazit ergibt sich, dass in Nordrhein-Westfalen die Vorhaltung größerer Krankenhauskapazitäten in Verbindung mit einer höheren Inanspruchnahme insbesondere aufgrund einer vergleichsweise geringen Personalbesetzung nicht zu höheren Kosten im Krankenhausbereich führt. Daher gilt es, bei der Bestimmung der zukünftigen Kosten der Krankenhausversorgung nicht nur die Gebäude und die Anzahl der Betten zu berücksichtigen, sondern insbesondere die für die Versorgung der Patienten erforderlichen Leistungen und den damit verbundenen Personaleinsatz.

Eine umfassende Bewertung lässt sich jedoch erst dann vornehmen, wenn neben der Personalbesetzung weitere Faktoren in die Analyse einbezogen werden, wie etwa die Arbeitsbelastung des Personals, die Ausschöpfung von Rationalisierungsreserven, die Qualität der Patientenversorgung etc. Dennoch bleibt festzuhalten, dass die Kosten der Krankenhausversorgung wesentlich vom Umfang des Personaleinsatzes abhängen.

(Die vollständige Studie kann vom Web-Server der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen bezogen werden. Bitte folgen Sie dort den Links KGNW aktuell -> Informationen zur Praxisstudie).

BASYS Schlaglichter

Krankheitskostenanalysen mit Hilfe von Abrechnungsdaten der Gesetzlichen Krankenversicherung

BASYS hat im Auftrag des GSF Forschungszentrums für Umwelt und Gesundheit in einer Machbarkeitsstudie Abrechnungsdaten der Gesetzlichen Krankenversicherung zur Bestimmung der Krankheitskosten von Asthma und Allergien zusammengeführt. Auf der Grundlage der vorliegenden Erfahrungen lassen sich mit dem vorhandenen Instrumentarium auch Kostenanalysen anderer Krankheiten durchführen.

Organisation und Durchführung von Studienreisen ausländischer Delegationen

Wie in den vergangenen Jahren hat BASYS auch im Jahr 2000 wieder Studienreisen für ausländische Delegationen organisiert und durchgeführt. Die Teilnehmer kamen aus Bulgarien, Griechenland und Tschechien.

Im Rahmen des vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit geförderten und von BASYS durchgeführten Projekts „Ausbildung von bulgarischem Krankenversicherungspersonal“ wurden 30 Angestellte der bulgarischen Krankenversicherung zu einem dreiwöchigen Aufenthalt nach Berlin eingeladen, um durch Hospitationen in deutschen Krankenkassen deren Arbeitsweise kennen zu lernen. Die Organisation und Durchführung des Studienaufenthalts erfolgte mit Unterstützung des Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen (BKK) und der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) Berlin.

Der von der Europäischen Union finanzierte und von BASYS organisierte Besuch einer 22-köpfigen Delegation von Krankenhausdirektoren und Beamten des griechischen Gesundheitsministeriums war der zweite Besuch seiner Art (ein erster erfolgte im Januar 2000). Zweck des Besuchs war das Kennenlernen und der Vergleich des stationären Sektors dreier europäischer Länder (Deutschland, Frankreich und die Niederlande), um daraus Erkenntnisse zur Verbesserung des eigenen Systems zu gewinnen. Im Mittelpunkt des Besuchs standen Fragen der Krankenhausorganisation, der Bedarfsplanung, der Krankenhausfinanzierung und -vergütung, des internen Controllings sowie der Qualitätssicherung. Durch Vorträge in unterschiedlichen Krankenhäusern, der AOK Bayern und im Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Gesundheit erhielten die Gäste einen Einblick in die Funktionsweise unseres Krankenhausbereichs. Die Studienreise führte die Delegation anschließend nach Frankreich und in die Niederlande. Die Organisation und Durchführung der Fortbildungsveranstaltung erfolgte mit Unterstützung des Instituts für Gesundheitsökonomik in München.

Ende Oktober 2000 organisierte BASYS im Rahmen eines von der EU geförderten Projekts über „Human Resources Development in Hospitals” für hochrangige Vertreter tschechischer Krankenhäuser eine Studienreise nach München. Der Studienaufenthalt war Teil einer Veranstaltung über „Benchmarking im Krankenhauswesen”. In vier Münchner Krankenhäusern wurde jeweils eines der nachfolgenden Themen schwerpunktmäßig abgehandelt und mit den Teilnehmern diskutiert:

BASYS wird voraussichtlich auch in diesem Jahr wieder eine Reihe von Arbeitsseminaren und Studienreisen organisieren und durchführen. Geplant sind u.a. projektbezogene Arbeitsseminare zur Erfassung der Beschäftigten im Gesundheitswesen (EU), zur Bedarfsplanung der ärztlichen und zahnärztlichen Versorgung (BMG), Beschäftigungsunterschiede im Gesundheitswesen europäischer Länder und deren beschäftigungs- und gesundheitspolitische Konsequenzen (Hans-Böckler-Stiftung) sowie Studienreisen zur Systematik der Ausgabenrechnung im Gesundheitswesen für Teilnehmer aus Polen (Weltbank).

BASNET-Experteneinsätze im Rahmen des weltweiten „Framework”-Vertrages mit der EU

BASYS hat im Jahr 2000 die Koordination des BASNET-Konsortiums innerhalb eines Rahmenvertrages mit der Europäischen Union (EU) (framework worldwide) übernommen. Der Vertrag bezieht sich auf den sog. Lot 8 „Development of the Social Sector”. (Insgesamt gibt es 11 solcher Sektoren, d.h. 11 Lots). Der soziale Sektor umfasst eine Vielzahl unterschiedlicher Themenbereiche (Beispiele hierzu finden sich in der Tabelle 2).

Vertragspartner der Europäischen Kommission innerhalb des Lot 8 sind insgesamt sieben Konsortien. Sowohl diese als auch die Firmen innerhalb der Konsortien stehen miteinander im Wettbewerb.

Der Rahmenvertrag wurde entwickelt, um der Kommission, den EC-Delegationen bzw. den EC-Vertretungen in den Empfängerländern ein flexibles Instrument an die Hand zu geben, das die weltweite und kurzfristige Bereitstellung von Beratungseinsätzen ermöglicht. Die Auftragsdauer für diese Einsätze ist grundsätzlich auf ein Jahr beschränkt.

Im Gegensatz zu dem vorangegangenen Rahmenvertrag „Framework Health”, der ausschließlich die Phare-Länder umfasste, bezieht sich der weltweite Rahmenvertrag nicht auf die Vergabe von Projekten, sondern auf die Vermittlung von Experten.

Wenn für bestimmte Aufgaben entsprechende Experten angefordert werden, wendet sich die Kommission zunächst an drei Konsortien mit der Aufforderung, ihr Experten für die in der Aufgabenbeschreibung (Terms of Reference) gestellten Aufgaben zu nennen. Die Vorschläge aus den Konsortien müssen der Kommission innerhalb von 14 Tagen zugehen. Alleiniges Entscheidungskriterium für die Auswahl der Experten ist der eingereichte CV (Curriculum Vitae), d.h. inwieweit die in den Terms of Reference verlangten Anforderungen mit dem Profil der vorgeschlagenen Experten übereinstimmen. Die Konsortien treffen zunächst eine Vorauswahl der vorgeschlagenen Experten; die endgültige Entscheidung ist der Kommission vorbehalten.

Seit seinem Inkrafttreten im April 2000 wurden bis Ende März 2001 insgesamt 43 Anfragen von der Europäischen Kommission an das BASNET Konsortium gerichtet. Wie sich die Anfragen auf die einzelnen Regionen, Länder und Themenbereiche verteilen, ist der nachfolgenden Tabelle 2 zu entnehmen.

Wie aus der Tabelle 2 hervorgeht, bezogen sich die Anfragen der EC auf ein sehr weit gefächertes Themenspektrum. Dementsprechend unterschiedlich waren auch die in den Projektbeschreibungen enthaltenen Anforderungsprofile der gesuchten Experten. Bildung, Frauenfragen und neuerdings auch grenzüberschreitender Menschenhandel, insbesondere Prostitution (sog. Trafficking) sind einige der Themen, die im Vordergrund standen.

Die ACP-Länder („Countries of the Caribbean and Pacific Area” - „Länder des karibischen und pazifischen Raumes”) wurden bislang nicht in den Rahmenvertrag einbezogen, da es noch keine Verträge zwischen diesen Ländern und der EU gibt.

Tabelle 2: Bisherige Anfragen der Europäischen Union differenziert nach Regionen, Ländern und Themenbereichen

Regionen

Länder

Themenbereiche

Mittelmeerländer (MEDA) Marokko Krankenversicherung
  Tunesien Schulbildungssystem
  Libanon Entwicklungsplanung
  Länderübergreifend Management-Ausbildung
  Ägypten Gesundheitsreform
  Marokko Gerätebeschaffung
  Tunesien Berufsausbildung
  Jordan Soziale Entwicklung
  West Bank & Gaza Frauen und Familienplanung
Asien Bangladesh Projektevaluation
  China Projektevaluation: Strategien gegen HIV/AIDS
  Vietnam Malaria-Kontrolle
  Philippinen Frauen und Gesundheit
  Kambodscha, Laos, Vietnam Malaria-Kontrolle, Training in Datenanalyse
  Malediven Frauenemanzipation
  Vietnam Arbeitsmarktentwicklung
Lateinamerika Uruguay Informationssysteme
  Chile Informationssysteme
  Brasilien Soziale Entwicklung
  Nicaragua Bildungssystem
  Kolumbien Kommunale Entwicklung
  Peru Finanzielles Audit
  Venezuela Projektevaluation
Phare - Länder Litauen Soziale Sicherung
(Mittel- und Osteuropa) Rumänien Personalentwicklung
  Slowenien Berufsausbildung
  Tschechische Republik Personalentwicklung
  Estland Beschäftigungspolitik
  Slowenien Berufsausbildung
  Tschechische Republik Programm-Unterstützung
  Bosnien-Herzegowina Haushaltsbefragungen
  Bulgarien Ethnische Minoritäten
  Länderübergreifend Konferenzorganisation über Drogenmissbrauch
TACIS - Länder (GUS) Weißrussland Organisierter Menschenhandel
  Moldawien Allgemeinmedizin/HIV-AIDS
  Moldawien Organisierter Menschenhandel

Sollten Sie an einer Zusammenarbeit interessiert sein, setzen sie sich bitte mit uns in Verbindung